Ich bin mit Konstantin Wecker aufgewachsen. Anfangs mochte ich seine knödlige Stimme nicht, da musste ich mich erst rein hören. Eine Weile hat er mich intensivst begleitet. Dann wurde es wieder stiller.

Mit den Liedern verbinde ich sehr viel, weil sie mich eben schon so lange begleiten und ich bei manchen Liedern sofort bestimmte Bilder oder Situationen im Kopf habe. Es ist enorm, wie sehr ich mich mit Musik beeinflussen kann!

Das Buch ist gut zu lesen. Ich mag den Stil. Ich mag es besonders, wenn ich durch seine philosophischen Gedankengänge zum Nachdenken angeregt werde. Oft habe ich das Buch aus der Hand gelegt, damit ich besser nachdenken kann. Manche Gedanken würde ich auch gerne noch vertiefen. Dazu brauche ich aber noch mehr Anregung. Mich hat das Buch angeregt, über mein Scheitern nachzudenken. Wo habe ich versagt? Wo sind meine Scheidewege?

Da im Buch viele Liedtexte stehen, hatte ich immer wieder auch die passenden Melodien dazu im Kopf. Jedes Kapitel hatte ich ein anderes Lied im Ohr. Dadurch war es für mich auch ein sehr musikalisches Buch.

Wecker beschreibt, wie er immer wieder scheitert. Das Leben scheint nur aus Scheitern zu bestehen. Das zieht einen ganz schön runter, ist aber nicht deprimierend, weil Wecker immer auch das Gute im Scheitern sieht. Da gibt es eine Wendung im Leben, die ohne Scheitern gar nicht möglich gewesen wäre. Auch mir sind diese glatten, erfolgreichen Menschen zuwider. Oder ist es Neid in mir? Wäre ich nicht auch gerne so? Erfolgreich und positiv? Da Wecker oft die Meinung sagt, ist er unbequem. Immer noch. Immer wieder. Erschreckend, dass seine Lieder, die er vor Jahrzehnten geschrieben hat, immer noch aktuell sind. Aktueller denn je!

Die Liebe zu seinen Eltern, Vater wie Mutter, beschreibt Wecker sehr schön. Ich glaube, man muss ein gewisses Alter erreicht haben, um dorthin zu kommen. Super, wenn das noch klappt und die Eltern nicht vorher gestorben sind. Auch seine eigene Vaterschaft verändert ihn. Kinder machen verletzlich und setzen andere Prioritäten. Zudem sind sie so faszinierend philosophisch.

Wecker ist voller Power. Das kommt auch in seinem Buch rüber. Der Mann hat Kraft und Mut. Manchmal ist es ein wenig sehr selbstdarstellend. Dennoch denke ich: Mehr Wecker braucht das Land!