Seit vielen Jahren habe ich eine Schiene, die ich nachts trage, damit meine Zähne nicht unter meinem Knirschen oder eher Zubeißen leiden.
Mein geliebter Zahnarzt, der mich nicht nur zahntechnisch versorgt hat, sondern mit seinen Lebensweisheiten und psychologischen Einwürfen, ist seit einigen Jahren tot. Immer noch trage ich seine angefertigte Schiene im Mund. Jede Nacht. Ich erinnere mich noch, dass er meinte: „Männer kommen und gehen, aber die Schiene bleibt. Sie wird Sie wahrscheinlich für den Rest Ihres Lebens begleiten.“
Damals schien mir das unwirklich. Mein Leben. Meine Zukunft. Meine Schiene.
Heute spüre ich, dass er doch in vielen Dingen recht hatte. Ich vermisse immer noch den Austausch mit ihm. Seine Sicht auf meine Welt.
Ich war geschockt von seinem Tod und habe einige Jahre gebraucht, wieder einen Zahnarzt zu finden, dem ich vertraue, bei dem ich nicht das Gefühl habe, abgezockt zu werden. Seit einer Weile habe ich solch einen Zahnarzt. Ich fühle mich wohl dort, wir sind vertraut. Aber so richtig gerne wie damals gehe ich nicht mehr zum Zahnarzt.
Die Schiene, die er angefertigt hat, tut immer noch gute Dienste. Erst heute hat der jetzige Arzt befunden: „Die passt super!“
Danke, lieber Zahnarzt. Sie leben so sehr weiter in mir.
Wo auch immer Sie sind, ich hoffe, es geht Ihnen gut. Ich denke sehr oft an Sie. Sie fehlen mir. Mehr als vieles andere. Vielleicht treffen unsere Welten mal wieder aufeinander. Ich würde mich freuen.
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