Auch hier immer wieder Thema, vor ein paar Tagen noch als Lappalie abgewunken und sich drüber lustig gemacht, sind heute genau das die Leute, die supervorsichtig sind und am liebsten alles absagen würden. Wo bleibt da der Mittelweg?

Die Kollegin aus Frankreich darf jetzt nur noch von zu Hause aus arbeiten für die nächsten 14 Tage, sie war etwas geknickt, aber so schlimm finde ich das auch nicht. Sie hat eh im Moment einen Tag pro Woche frei und einen Tag Homeoffice, da ist das ja wohl leicht zu verschmerzen. Wir werden sie vermissen, weil 😉 (sag ich nicht).

Wir anderen Verbliebenen rechnen inzwischen jeden Tag damit, dass wir auch zu Hause bleiben müssen/dürfen. Doch da ist nix geklärt, offiziell habe ich kein Homeoffice, also darf ich von zu Hause nicht arbeiten, oder jetzt doch? Manches ist in der Tat von zu Hause aus machbar, manches allerdings auch nicht. Ich werde nicht auf meine „normale“ Arbeitszeit kommen. Wie sieht das dann mit der Bezahlung aus?

Ach, da sind so viele Fragen und nix ist geklärt. Mir fehlt die Kommunikation, wie so oft. Alles scheint hinterher zu hinken. Aber ich will nicht jammern, uns geht es gut und wir werden mit Informationen bestückt, leider nicht so ganz zeitnah. Aber vermutlich liegt das an Stellen weiter oben, wenn von da keine Info kommt, kann man auch nix weitergeben. Wir harren der Dinge.

Der grande Dame habe ich geraten, zu Hause zu bleiben. Das wird sie auch machen und viele Veranstaltungen nicht besuchen, aber natürlich geht sie zum Bäcker, zum Supermarkt und zum Arzt. Sie sieht das auch sehr gelassen: „Ob ich jetzt sterbe oder in einem Jahr ist mir doch egal. Ich bin 86, da kommt es auf die Zeit nicht mehr drauf an.“ Nun ja, ich sehr das anders und mache mir Sorgen, vor allen Dingen will ich das Schicksal nicht herausfordern. Und ich glaube, ich habe Angst vor ihrem Weggang, so dass ich mich vermutlich mehr um mich als um sie sorge. Was kommt danach? Ich mag es nicht wissen, auch wenn ich weiß, dass es kommen wird. Ach herrje, das sind viel zu viele Fragen.

Immerhin finden die Kollegen, die in ihren Laboren eh ihre Bakterien züchten, den Verlauf sehr spannend. Aber inzwischen auch ein bisschen besorgniserregend. Hah, die klangen auch noch so cool vor ein paar Tagen. Jetzt zeichnen sie Kurven auf und rechnen jeden Tag mit dem Zusammenbruch des öffentlichen Lebens. Es fehlt nur noch, dass Wetten abgeschlossen werden, was wann zumacht. Aber nein, wir sind ja nicht in England.

Und ich? Habe Halsweh und trinke erst mal eine heiße Zitrone.