Ich bin ein Nasenmensch. Mein Geruchsinn ist so ausgeprägt, dass es manchmal nervt. Vor allem Menschen, die nicht so gut riechen und dann nicht nachvollziehen, dass ich es an manchen Plätzen nicht aushalte, weil mich die Gerüche überfordern. Daher benutze ich auch sehr, sehr selten Parfum. Viel zu schnell finde ich es aufdringlich. Dann bekomme ich Kopfweh oder sogar Migräne. Mit dem Parfum anderer Menschen geht es mir ähnlich. Viel zu schnell wird es viel zu unangenehm.
Ich hatte mal eine Kollegin, die sehr nach Schweiß gerochen hat, weil sie synthetische Kleidung trug. Das ist ein ganz spezieller Geruch und war nur schwer zu ertragen. Zum Glück habe ich mit ihr nicht das Büro geteilt.
Ich habe lange gebraucht, festzustellen, dass nicht alle Menschen so gut riechen. Gut meine ich jetzt nicht nur positiv, sondern durchaus anstrengend. Anstrengend vor allem für mich. Auch in unserer Wohnung gibt es Gerüche, die nur schwer für mich zu ertragen sind. Damit meine ich nicht die Teenager-Kinder mit ihren stinkigen Socken, sondern Gerüche, die andere gar nicht wahrnehmen.
Wir hatten lange ein spezielles relativ geruchloses Waschmittel. Leider kam irgendwann ein Geruch dazu. Auf Nachfrage bei der Firma wollte das wohl die Allgemeinheit so. ?? Manche Waschmittel riechen sehr aufdringlich und ich kann Kleider, die bei uns vergessen wurden aufgrund des Geruchs den entsprechenden Kindern zuordnen. Da fühle ich mich wie ein Schnüffelhund.
Apropos Hund: der riecht. Ganz extrem sogar. Wenn ich in unsere Wohnung komme, rieche ich den Hund. Doch je mehr ich den Hund mag, desto weniger stört mich sein Geruch. Logo, ähnlich ist das ja auch bei den Menschen. Die, die ich mag, kann ich riechen. Zumindest meistens. Das geht ja allen so, oft einfach unbewusst.
Wenn das Coronavirus nun den Geruchsnerv angreift und die Riechfunktion eingeschränkt ist, stelle ich mir das einerseits erleichternd, andererseits auch schrecklich vor. Ich habe mich sehr daran gewöhnt, mich auf meine Nase zu verlassen. Manchmal glaube ich, ich kann Stimmungen riechen und dann entsprechend handeln. Übertrieben, abgehoben. Ja, das denke ich auch oft. Und doch enttäuscht mich meine Nase sehr selten. Wenn ich nicht mehr riechen könnte, wäre also manches einfacher. Aber es würde auch ein ganz wichtiger Faktor fehlen. Da der Geruchsinn ja ganz eng mit dem Geschmacksinn verkoppelt ist, würde das den Alltag sehr einschränken. Nicht mehr schmecken. Das kennt jeder, der mal eine Erkältung hatte. Da freut man sich, wenn man wieder schmecken kann. Was, wenn das länger anhält? Ich stelle mir das schrecklich vor.
Klar, es ist nur eine kleine Nebenwirkung, verglichen mit dem Leiden auf der Intensivstation, doch eine sehr einschränkende.
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